Meditation von Oscar Romero – 1980 ermordeter Erzbischof von San Salvador
Es hilft, dann und wann zurückzutreten
und die Dinge aus der Entfernung zu betrachten.
Das Reich Gottes ist nicht nur jenseits unserer Bemühungen.
Es ist auch jenseits unseres Sehvermögens.
Wir vollbringen in unserer Lebenszeit
lediglich einen winzigen Bruchteil
jenes großartigen Unternehmens, das Gottes Werk ist.
Nichts, was wir tun, ist vollkommen.
Dies ist eine andere Weise zu sagen,
dass das Reich Gottes je über uns hinausgeht.
Kein Vortrag sagt alles, was gesagt werden könnte.
Kein Gebet drückt vollständig unseren Glauben aus.
Kein Pastoralbesuch bringt die Ganzheit.
Kein Programm führt die Sendung der Kirche zu Ende.
Keine Zielsetzung beinhaltet alles und jedes.
Dies ist unsere Situation.
Wir bringen Saatgut in die Erde,
das eines Tages aufbrechen und wachsen wird.
Wir begießen die Keime, die schon gepflanzt sind
in der Gewissheit,
dass sie eine weitere Verheißung in sich bergen
Wir bauen Fundamente, die auf weiteren Ausbau angelegt sind.
Wir können nicht alles tun.
Es ist ein befreiendes Gefüh1,
wenn uns dies zu Bewusstsein kommt.
Es macht uns fähig, etwas zu tun
und es sehr gut zu tun.
Es mag unvollkommen sein,
aber es ist der Beginn, ein Schritt auf dem Weg,
eine Gelegenheit für Gottes Gnade,
ins Spiel zu kommen und den Rest zu tun‘
Wir mögen nie das Endergebnis zu sehen bekommen,
doch das ist der Unterschied zwischen Baumeister und Arbeiter.
Wir sind Arbeiter, keine Baumeister.
Wir sind Diener, keine Erlöser.
Wir sind Propheten einer Zukunft,
die nicht uns allein gehört.