Mein Name ist Coffi Régis Vladimir Akakpo. Diesen Namen möchte ich erst einmal erklären. „Coffi“ ist mein afrikanischer Vorname und bedeutet: der an einem Freitag geboren ist. „Régis“ ist mein Taufname und Vladimir ist eine Anlehnung an die Zeit des Sozialismus in meinem Heimatland zur Zeit meiner Geburt. „Akakpo“ ist mein Familienname. Ich komme aus Benin, einem wenig bekannten, kleinen und ruhigen Land an der Atlantikküste in Westafrika mit ca. 13 Millionen Einwohnern und Einwohnerinnen. Benin liegt zwischen Nigeria und Togo.

Geboren bin ich am 9. Januar 1981 in einer ziemlich großen Familie. Ich habe 6 Geschwister (drei Brüder und drei Schwestern), von denen ich der Jüngste bin. Wir alle sind im katholischen Glauben erzogen worden und waren von Kind an in verschiedenen kirchlichen Gruppen (Chor, Gebetsgruppe usw.) sehr engagiert. Schon mit 7 Jahren wollte ich den Priesterrock tragen und schloss mich zunächst den Messdienern an. Ich war auch in einer Gruppe, die sich „apostolische Bewegung der Kinder Benins“ nennt, aktiv. Da habe ich bemerkt, dass es mir Freude macht, für andere da zu sein und mit ihnen etwas zu unternehmen. Für mich war der Priester in der Gemeinde „ein Treffpunkt“, zu dem alle kommen. Da auch ich so „ein Mann für alle“ oder „ein Treffpunkt“ sein wollte, habe ich mich mit 12 Jahren für das Knabenseminar bei dem Pfarrer meiner Gemeinde beworben und den Einstellungstest bestanden. In drei unterschiedlichen Knabenseminaren in Benin habe ich meine Schulausbildung weiter absolviert bis zum Abitur im Jahr 2001. Es folgten zunächst ein Propädeutikum – ein Jahr zum Entscheiden, ob ich mit der Priesterausbildung weitermachen wollte, dann zwei Jahre Philosophie-Studium und ein Jahr Praktikum in einer katholischen Schule in meinem Bistum Lokossa. Danach habe ich vier Jahre lang das Theologie-Studium im Priesterseminar Mgr Louis Parisot von Tchanvédji absolviert. Am Ende des ersten Studienjahres (Juni 2006) bekam ich die Soutane und wurde mit dem Dienst der Lektoren beauftragt, am Ende des zweiten Jahres (Juni 2007) mit dem Dienst des Akolyths. Am Ende des dritten Jahres wurde ich am 28.06.2008 zum Diakon geweiht. Die Priesterweihe bekam ich dann am Ende des vierten Jahres am 12.09.2009. Mein Primizspruch lautete auf Französisch: „Donne-nous Seigneur de vouloir ce que tu veux et de l’accomplir toujours“. Auf Deutsch übersetzt: „Herr, lass mich das wollen, was du willst und gib, dass ich es immer tue“. Das ist eigentlich der Kehrvers eines in einer liturgischen Sprache meines Bistums komponierten Liedes, das ich gerne sang. Ich meine, dieses Lied umfasst unsere christliche Berufung: den Willen Gottes tun.

Mein Bischof hat mich in die ländlich geprägte Pfarrgemeinde Christ-Roi in Adjahonmè gesandt, wo ich zwei Jahre (2009-2011) als Kaplan gewirkt habe. Danach war ich auch zwei Jahre (2011-2013) als Dozent für Französisch, Latein und Musiktheorie im Knabenseminar St. Josef in Adjatokpa tätig. Ende 2013 hat er mich nach Deutschland geschickt. Nach einer kurzen Zeit in Osnabrück, währenddessen ich einen Sprachkurs absolvierte, habe ich mit dem Studium an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Münster angefangen und war zugleich ab Mai 2015 als Kaplan in der Pfarreiengemeinschaft St. Martinus Hagen am Teutoburger Wald und Mariä Himmelfahrt Gellenbeck tätig. Im Wintersemester 2021-2022 konnte ich meine Promotion im Studienfach Christliche Sozialwissenschaften bei Frau Prof.in Dr. Marianne Heimbach-Steins erfolgreich abschließen. Meine Dissertation trägt den Titel: „Option für die Armen als sozialer Bildungsauftrag katholischer Schulen, zum diakonischen Anspruch des katholischen Bildungswesens in Benin“. Als Buch wurde sie mit dem Titel: „Option für die Armen – Prüfkriterium katholischer Schulen in Benin“ veröffentlicht. Mit dieser Arbeit wollte ich einen Beitrag zu einer Sozialethik der Bildung im Horizont christlicher Theologie und Ethik leisten. Wie meine Doktormutter es deutet, verknüpft die Arbeit konzeptionell eine menschenrechtsethische Herangehensweise an das Thema Bildung und die im Selbstverständnis der katholischen Kirche verankerte „Mission“ zur Bildung als Auftrag kultureller Diakonie unter dem Vorzeichen der Option für die Armen mit spezifisch afrikanisch-befreiungstheologischen und postkolonialen Impulsen. Damit ist meine Arbeit als kontextuelle sozialethische Studie zu charakterisieren. Sie stellt außerdem eine Pionierarbeit da, die – wie die zweite Gutachterin Prof.in Dr. Judith Könemann schreibt – „für den Kontext Benin wichtige Denkanstöße gibt, darüber hinaus aber auch dem katholischen Bildungswesen weltweit, auch und vor allem in Westeuropa zu denken geben sollte, inwieweit der soziale Bildungsauftrag der Kirchen im Sinne der Option für die Armen eingelöst und verwirklicht wird“. Ich versuchte, die theologische Begründung der Option für die Armen als Teil des sozialen Bildungsauftrags der katholischen Kirche, die (befreiungs-) pädagogischen (Freire) und ethischen Beteiligungsansätze (Sen) und die unterschiedlichen Ansätze der afrikanischen Befreiungstheologie miteinander in Beziehung zu setzen. Die Orientierung an afrikanisch-befreiungstheologischen Ansätzen nährte meine ausgearbeitete These, dass der Einsatz für die Subjektwerdung der Armen in Benin vor allem deren kulturelle Befreiung erfordert. D.h., die Überwindung einer als schicksalhaft verinnerlichten Armut, die Weckung von Handlungspotentialen und die Entdeckung der Relevanz von Bildung für das eigene Leben jenseits der Kolonial geprägten white Collars-Mentalität. Nach der Promotion bekam ich eine Lehrbeauftragung (eine Vorlesung im Blockseminar) im Philosophischem Priesterseminar St Paul in Benin.

Nach den sieben schönen Jahren in Hagen a.T.W. bin ich seit Oktober 2022 Pastor in der Pfarreiengemeinschaft St. Dionysius Bissendorf, Herz Jesu Wissingen und St. Laurentius Schledehausen. Eine kurze aber auch schöne und erlebnisreiche Zeit mit netten Menschen war es. Nun freue ich mich sehr auf die neue Erfahrung und Herausforderung in der Gemeinde St. Elisabeth Osnabrück mit St. Wiho Hellern und St. Josef Hasbergen. Ich freue mich auf ein nettes und starkes Pastoralteam, auf alle Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen in den unterschiedlichen Diensten, auf die vielen Menschen, die sich im Leben der Pfarrei engagieren. Ich freue auf jede Begegnung, auf jedes Gespräch, auf jede gemeinsame Feier. Ein Stück meiner Heimat bringe ich auch gerne mit in die Pfarrei: Spontaneität, Fröhlichkeit, Gelassenheit, Enthusiasmus, Schwung, Tanz… Auch durch die Fahrten nach Benin (Beninreise by Coffi), die ich sehr gerne seit 5 Jahren für Gemeindemitglieder und Interessierte organisiere, versuche ich die Mitreisenden mit diesen „Geistern“ anzustecken. Meine Lieblingssendungen sind The Voice, Die PS-Profis und seit einigen Jahren Bares für Rares. Denn ich mag Musik, Autos und mag wissen, welche „alten Schätze“ die Menschen besitzen.

Obwohl ich gerne auf dem Land wohne, freue ich mich, in die Friedenstadt Osnabrück zurückzukommen, in die Stadt des Vereins Für Leibesübungen (VFL). Auch die Grundeinstellung, mit der ich nach St. Elisabeth, St. Wiho und St. Josef komme, bezieht sich auf diese drei Buchstaben VFL: Vertrauen – Freude – Liebe. Ich wünsche mir, dass wir aufeinander vertrauen können. So können wir Kirche sein, d.h. Schwestern und Brüder Jesu Christi, dem wir folgen, Glieder des einen Körpers. Mit Vertrauen verbinde ich auch mein Lieblingsbild Jesu, das Bild vom Barmherzigen Jesus mit den Worten: Jesus, ich vertraue auf dich. Freude dürfen wir erfahren und erleben am und im Glauben, bei unseren Feiern, beim Zusammensein. Auch hier lässt sich das Wort Freude an Jesus verknüpfen, wie es ein großes Musikwerk vom J.S. Bach darstellt: „Jesus bleibet meine Freude“. Liebe, darunter stelle ich meine Berufung und meinen Dienst: Gott lieben und den Mitmenschen. Wunderbarer hat es der Apostel Paulus geschrieben in seinem Brief an die Gemeinde in Korinth: „Wenn ich in den Sprachen der Menschen und Engel redete, hätte aber die Liebe nicht, wäre ich dröhnendes Erz oder eine lärmende Pauke. Und wenn ich prophetisch reden könnte und alle Geheimnisse wüsste und alle Erkenntnis hätte; wenn ich alle Glaubenskraft besäße und Berge damit versetzen könnte, hätte aber die Liebe nicht, wäre ich nichts. Und wenn ich meine ganze Habe verschenkte und wenn ich meinen Leib dem Feuer übergäbe, hätte aber die Liebe nicht, nützte es mir nichts. Die Liebe ist langmütig, die Liebe ist gütig. Sie ereifert sich nicht, sie prahlt nicht, sie bläht sich nicht auf.“ (1Kor 13, 1-4). Außerdem ist Liebe der schönste Name Gottes.

Für meinen Dienst in eurer/Ihrer Mitte in Vertrauen, Freude und Liebe erbitte ich euer/Ihr Gebet.